17.04.2013

Vintage Kleider selbst nähen

Ursprünglich hatte Kleidung den einzigen Zweck, unseren Körper vor Kälte zu schützen und uns zu wärmen. Doch dieser rein praktische Aspekt ist zumindest in der westlichen Zivilisation eher in den Hintergrund gerückt. Vielmehr erwarten wir von unserer Kleidung, dass sie uns von unserer besten Seite zeigt, unsere Vorzüge betont und (scheinbare) Mängel kaschiert. Mit unserem persönlichen Stil wollen wir aber auch unsere Einzigartigkeit unterstreichen und gleichzeitig ein bestimmtes Lebensgefühl und damit verbundene Werthaltungen zum Ausdruck bringen.

Die wieder aufgekommene Do-it-Yourself-Bewegung, der das Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main bereits eine Ausstellung gewidmet hat (DIY-Ausstellung) und die nicht zuletzt auch die Begeisterung für selbstgenähte Kleider neu entflammt hat, wird beispielsweise als Protest gegen die Eintönigkeit der überall gleichen Modeketten und gegen die Passivität des Konsums allgemein angesehen.

Alte Handarbeitstechniken kennen lernen, die schon die Mütter und Omas wie selbstverständlich beherrschten, die eigene Kreativität ausleben, ja bis hin zur Verwirklichung einer eigenen Geschäftsidee reichen die vielfältigen Gründe dafür, warum seit einigen Jahren so viele junge Frauen wieder zu Nadel und Faden bzw. zur Nähmaschine greifen.

Dabei greifen einige Damen nicht nur zu zeitlosen Schnitten, die sich in höchst individuelle Kreationen verwandeln lassen, sondern auch Klassiker aus den 1940er bis 1970er Jahren erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Auf die Frage, was denn den Reiz solcher Vintage Kleider ausmacht, wird jede Liebhaberin sicher etwas anderes antworten. Manche können sich mit dem Lebensgefühl oder der Musik einer bestimmten Zeit identifizieren, andere verbinden mit Vintage Mode sogar einen politisch-gesellschaftlichen Anspruch. Wieder andere finden die ästhetisch Raffinessen der Kleider reizvoll, die zumeist sehr feminin geschnitten sind und zugleich Selbstbewusstsein ausstrahlen.

Durch historische Fotografien, Filme oder Serien wie The Hour inspiriert, entwickelt jede Näherin eine bestimmte Vorstellung von ihrem Wunschkleid aus längst vergangener Zeit. Viel Geduld muss man mitunter allerdings bei der Suche nach geeigneten Schnittmustern aufbringen. Wer Glück hat, findet noch in den Regalen und Schränken seiner Mutter oder Oma einen Fundus an alten Schnittmustern. Auch auf Flohmärkten und in Antiquariaten stößt man zuweilen noch auf echte Raritäten, doch sind diese häufig leider nicht mehr im allerbesten Zustand oder unvollständig.

Eine dritte Möglichkeit besteht darin, sich zum Beispiel in der Retro-Schnittmuster-Sammlung von Burda Style umzuschauen. Die Modezeitschrift Burda erscheint bereits seit über 60 Jahren und hat somit eine riesige Auswahl an neuen und wieder aufgelegten Schnittmustern vorzuweisen. Vor allem Kleider und Blusen aus den 1950er Jahren findet man zahlreich. Während frau sich mit einigen Modellen zu besonderen Anlässen herausputzen kann, sind andere durchaus alltagstauglich und etwas Schickes fürs Büro.

Vintage Kleider selbst zu nähen, setzt allerdings einiges an Näherfahrung und -wissen voraus. An besonders kniffligen Stellen können eventuell Nähbücher aus der jeweiligen Zeit weiterhelfen, die sind etwa bei ZVAB.com, dem Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher, leichter zu ergattern als Originalschnittmuster der damaligen Zeit.